99 cent bar hamburg
The actual menu of the Bar 99 Cent. Prices and visitors' opinions on dishes."99 Cent Bar" in Hamburg: Wie die Kneipe ohne Heizung Kult wurde
20 Jahre auf dem Hamburger Viertel sind eine lange Zeit: Odin Janoske-Kizildag betreibt seitdem zwei Jahrzehnten die "99 Cent Bar" auf St. Pauli. Warum das Konzept noch immer so erfolgreich ist.
Direkt hinter dem Hans-Albers-Platz, in der Gerhardstraße, liegt die "99 Cent Bar". In diesen Tagen steht ihr 20. Jubiläum an. "Every Drink 99 Cent! Guaranteed since 2002", steht auf einem Schild, das am Eingang hängt. Zu Deutsch: "Jedes Getränk für 99 Cents! Garantiert seit 2002".
Das Konzept des Ladens entstand, als Odin Janoske-Kizildag noch das "Rock Café" auf der Großen Freiheit betrieb. "Gegenüber, in die Großen Freiheit 36, fanden damals Studentenpartys statt, wo es alle Getränke für 99 Pfennig gab", erzählt er im Gespräch mit t-online.
Für den Unternehmer kampf das aus kaufmännischer Sicht seinerzeit undenkbar. Erst nach der Umstellung auf den Euro beschäftigte er selbst genauer damit.
"Weil es mit dem Euro dann mittels einem Mal doppelt so viel war, habe du mich hingesetzt und das Ganze durchgerechnet, wie viel die Gäste trinken müssen und wie das arbeiten kann." Und schon ein halbes Jahr nach die Eröffnung stellte er fest, dass er die Break-even erreicht hatte.
Denn die Gäste würden ja nicht nur für 99 Cents pro Getränk trinken. "Die Menschen wissen zu schätzen, dass man hier so günstig trinkt und gut unterhalten wird", sagt der 55-Jährige. "Und dann gibt es auch mal einen Fiffi oder sogar mal 100 Euro Trinkgeld."
Wenn sich Janoske-Kizildag an die Anfänge erinnert, dann kommen einige kuriose Anekdoten zutage. Zum Beispiel ein Gast, der pro Musikwunsch 100 Euro bezahlte.
"Wir hatten ganz am Beginn eine Musikbox und da kam immer einer, die wollte da nicht sein Geld reinschmeißen. Stattdessen hat einen Hunderter hingelegt und gesagt: Spiel mal das und das."
Die Kneipe hat einen besonderen Charme. "Wir haben ja hier einen Laden gemietet, in dem es immer noch keine Heizung gibt. Hier gabe es nie eine Heizung. Deswegen hat der Laden auch seinen Preis, und der ist günstig."
"Teilweise war es im Laden so kalt, dass das Musikbox nicht ging, weil sie eingefroren war. Auch die Kühlschränke und die Eismaschine haben nicht funktioniert, weil die Außentemperatur signalisiert hatte: Du hast genug Eis." Dann habe man die Getränke aus dem Kühlschrank geholt, um sie draußen zu lagern.
Nach zwei Jahren voller coronabedingter Einschränkungen geht jetzt der Blick nach vorne. "Wir sind sehr froh, sehr erleichtert und sehr stolz darauf, dass wir diese zwei Jahre geschafft haben", sagt Janoske-Kizildag. Was er meint: Schon zu Anfang der Pandemie hatte er selbst, gemeinsam mit seinem Geschäftspartner, das Ziel gesetzt: "Wir wollen die 20 Jahre vollmachen."
Für die große Geburtstagsfeier hat sich der Kiez-Gastronom daher einen ganz speziellen Tag ausgesucht: Am Samstag fallen in Hamburg fast alle Corona-Maßnahmen weg. Für den Gastronomen gleich zweifach Grund zum Feiern: "Endlich fallen auch im letzten Hotspot Europas die Schranken." Die Vorfreude ist ihm anzumerken.
Die Lockerungen hält der 55-Jährige für "lange überfällig". Denn die Zeit, in der Clubs und Bars immer wieder schließen mussten, ist auch an dem Kiez-Wirt nicht spurlos vorübergegangen. "Im Prinzip mussten wir alle vier Wochen umdenken", sagt er.
Die sich permanent ändernden Auflagen des Hamburger Senats haben die Branche vor große Herausforderungen gestellt. Und sie haben selbst auch direkt auf die "99 Cent Bar" ausgewirkt. Während hier früher fast ausschließlich getrunken wurde, hat Janoske-Kizildag durch die Pandemie das Konzept seiner Bar ändern müssen.
Dazu gehören inzwischen unter anderem wechselnde DJs, die in der "99 Cent Bar" am Wochenrand für musikalische Unterhaltung sorgen. Auch nehme man, im Gegensatz zu früher, mittlerweile zwischen fünf und fünfzehn Euro Eintritt.
Gleichzeitig werden aber auch höherpreisige Getränke, wie Havana Club, Sekt auf Eis, Aperol Spritz oder auch ein Glas Champagner angeboten. "Weil die Nachfrage einfach da ist", sagt der Gastronom.