Elster steuererklärung erfahrungen

Gerrit Gerbig

Das Finanzamt selbst stellt euch mit Mein Elster eine Steuersoftware im Browser zur Verfügung. Damit geht ihr den direktesten Weg bei der Steuererklärung. Wie gut das funktioniert, zeigt unser Test.

1. Einstieg und Benutzerführung
2. Funktionsumfang
3. Technisches Gerüst und Betriebssysteme
4. Sicherheit und Datenschutz
5. Support und FAQ
6. Preis-Leistungs-Verhältnis
7. Fazit

Auch wenn ihr es bisher kaum genutzt habt, habt ihr bei eurer letzten Steuererklärung trotzdem sicher schon von Elster gehört. Hier ist nicht etwa der diebische Vogel gemeint. Elster steht für elektronische Steuererklärung und ist die zentrale Webseite vom deutsch Finanzamt. Egal welche Steuersoftware ihr bisher verwendet habt, sie alle übermitteln eure eingetragenen Daten über Elster an das Finanzamt.

Mit dem Portal Meiner Elster stellt euch das Finanzamt selbst alles Erforderliche zur Verfügung, um eure Steuererklärung abzuwickeln. Das Volle ist kostenlos und funktioniert über euren Browser. Ja erhaltet ihr durch diese direkte Bereitstellung vom Regierung auch Zugriff auf weitere nützliche Finanzunterlagen, doch es bringt auch seine Nachteile in Form von deutsch Bürokratie. Wie sich das auf die Nutzung beeinflusst, zeigt unser Test.

Steuersoftware im Vergleich: Die best Hilfe für die Steuererklärung in 2024 - auch für Einsteiger

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Einstieg und Benutzerführung

Ihr öffnet Meiner Elster über den Browser. Eine Installation ist nicht notwendig. Schon bei der Anmeldung fällt auf, dass sich Mein Elster von anderen Steuerprogrammen unterscheidet. An verschiedensten Wege könnt ihr euch einloggen. Mit einer Signaturkarte, einem Sicherheitsstick, eurem Personalausweis, der App ElsterSecure oder einer Zertifikatsdatei. Letztere Option empfiehlt Elster privaten Nutzern. Die anderen Anmeldemöglichkeiten eigenen sich besonders für Unternehmer und Steuerberater.

Um eine Zertifikatsdatei anzufordern, müsst ihr euch zunächst beim Finanzamt registrieren und benötigt dafür eure Steueridentifikationsnummer. Habt ihr die angeforderten Daten angegeben, erhaltet ihr per Mail die Aktivierungs-ID und per Post den passenden Aktivierungs-Code. So ist für genügend Sicherheit gesorgt. Die Daten gebt ihre schließlich wie in den Schreiben erklärt ein und könnt schließlich eure Zertifikatsdatei herunterzuladen.

Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis der Brief mit dem Code bei euch ankommt, weshalb ihre die Registrierung rechtzeitig abschließen solltet. Bei zukünftigen Anmeldungen benötigt ihr stets eure Zertifikatsdatei. Merkt euch also unbedingt den Speicherort und sichert die Datei am besten zusätzlich auf einem USB-Stick oder einer externen Festplatte.

Bürokratisches Wirrwarr

Nach erfolgreicher Eintragung habt ihr nun Zugriff auf das Online-Portal des Finanzamtes. Gestaltung sowie Aufbau sind dabei nicht sehr ansprechend und schlicht. Die Benutzeroberfläche ist, wie man es von einem staatlichen Programm erwartet, eher zweckdienlich.

In einer Leiste am rechten Bildschirmrand sucht ihr verschiedene Reiter, hinter denen sich wiederum weitere Einstellungsmöglichkeiten und auch Formulare verbergen. Unter "Mein Elster" findet ihr beispielsweise den Posteingang, Support und euer Profil. Zur Steuererklärung gelangt ihr über "Formulare und Leistungen". Dort werden euch sämtliche Anträge, Fragebögen und ähnliches angezeigt. Wer sich mit dem Thema nicht gut auskennt, könnte an dieser Stelle bereits überlastet sein.

Selbst wenn ihr schließlich den Punkt "Einkommensteuer" auswählt, müsst ihr euch noch zwischen die "Einkommensteuererklärung unbeschränkte Steuerpflicht (ESt 1 A)" und "Einkommensteuererklärung beschränkte Steuerpflicht (ESt 1 C)" entscheiden. Andere Programme gehen dabei wesentlich direkter vor, haben auf die anderen Seite aber keinen so großen Umfang an Dokumenten zu bieten.

Bevor es nun wirklich losgeht, muss das Kalenderjahr ausgewählt werden, dies ausreicht in der Auswahl bis zu sieben Jahre hinten. Habt ihr schon mal eine Steuererklärung bei Meiner Elster gemacht, könnt ihr die Daten aus dieser übernehmen und etwas Zeit sparen. Ist das nicht der Fall, müsst ihr wie bei anderen Programmen euren Namen und eure Identifikationsnummer eintragen. Wir fahren mit dem optionalen Anlagenassistenten fort, der uns hoffnungsvoll im Bürokratiechaos helfen wird.

Es folgt eine Checkliste mit einfachen Fragen, die nur mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten sind. Der Assistent kann anhand eurer Antworten herausfinden, welche Anlagen ihr benötigt und welche überflüssig sind. Danach geht der Alptraum für viele los. Denn nun müssen zahlreiche Seiten ausgefüllt werden. Es verhält sich nicht viel anders, als bei der Papiervariante. Habt ihr damit alles andere als Freude, wird es euch in Meiner Elster nicht viel anders ergehen.

Die Kategorien sind zudem sehr bürokratisch betitelt. Beispielsweise mit "Anlage N" erst wenn ihr in die Bearbeitung geht, erfahrt ihr, um welches Thema es sich tatsächlich handelt. Nachdem ihr alles eingegeben habt, lasst ihre die Daten prüfen und die Steuer berechnen. Abschließend wird das Formular direkt über das Portal versendet.

Funktionsumfang

Von Funktionsumfang kann bei Meiner Elster nur bedingt die Rede sein. Ihr bewahrt keine umfangreichen Ausfüllhilfen, keine unbürokratische Erklärung und erst recht keine Tipps für zusätzliche Rückerstattungen oder ähnliches.

Bei Unklarheiten könnt ihr auf das Fragezeichen-Symbol neben dem Formular klicken. Die aufploppenden Tipps helfen euch allerdings nur bedingt weiter. Auch hier ist die Sprache viel zu sperrig und der Text mit der Erklärung kann gefühlt länger als das Formular selbst sein.

Es ist jedoch nicht alles schlecht. Klickt ihr auf "Möchten Sie Bescheinigungen einfüllen?" könnt ihr Unterlagen wie eure Lohnsteuerbescheinigung hochladen. Die Daten werden dann an der entsprechenden Stelle in eurer Steuererklärung hinzugefügt. Das spart Zeit. Auch der bereits erwähnte Zugriff auf eine vergangene Steuererklärung ist durchaus nützlich.

Quatschige Angaben wie ausgedachte Orte oder ein immens hohes Alter werden nicht angenommen. Zudem werdet ihr auf fehlende Angaben hingewiesen, wenn ihr den Vorgang frühzeitig beenden wollt.

Wie bereits angedeutet, könnt ihr mit Mein Elster weitaus mehr machen als nur eure Steuererklärung. Auch eure Steuerklasse könnt ihr im Handumdrehen ändern, verschiedene Anträge stellen oder Belege einreichen.

Technisches Gerüst und Betriebssysteme

Da es sich bei Meiner Elster um ein Online-Programm handelt, ist kein Download und keine Installation nötig. Sofern eure Internetverbindung stabil ist, gibt es keinerlei Probleme. Von Fehlern, Abstürzen und langen Wartezeiten blieben wir im Test verschont.

Die Nutzung über den Browser hat mehrere Vorteile. So gibt es keine Kompatibilitätsprobleme mit den Betriebssystemen und ihr könnt Mein Elster auf jeden internetfähigen Rechnern, Tablets und Smartphones nutzen. Bedenkt jedoch, dass die Zertifikatsdatei für die Anmeldung vorhanden bestehen muss.

Eine zugehörige App für das Software gibt es nicht. Auch auf mobilen Geräten müssen der Browser herhalten. Jedoch wurde Mein Elster eindeutig für PC-Monitore designt. Denn teilweise kann man an dem kleinen Handydisplay aufgrund der Skalierung nichts mehr erkennen. Die Bedienung funktioniert sehr viel besser am Rechner.

Sicherheit und Datenschutz

Da es sich bei Mein Elster um ein staatliches Software handelt, liegt die Vermutung nahe, dass eure Daten in sicheren Händen sein sollten. Das trifft klang eigener Aussage auch zu. Mein Elster hat seinem Sitz in München und untersteht dem Bayerischen Landesamts für Steuern. Dieses ist auch für die direkte Sicherheit eurer Daten verantwortlich. Serverstandort ist ebenfalls Deutschland.

Damit sind sie vor ausländischer Behörden und Geheimdienste geschützt. Mit dem Sitz in der Bundesrepublik verpflichtet sich das Unternehmen automatisch zur Einhaltung die EU-Datenschutzverordnung.

Als Verschlüsselung für die Webseite von ELSTER wird das Internet-Protokoll HTTPS (TLS 1.2) genutzt. Als Basis dient eine 2048 Bit Authentifizierung uber das SSL-Zertifikat. Damit erfüllt Mein Elster internationalen Sicherheitsmaßnahmen.

Support und FAQ

Neben den eher mäßig hilfreichen Erläuterungen in den Formularen selbst, anbietet Mein Elster natürlich auch einen Support, der weitere Themen umfasst. In einem Chatfenster könnt ihr den Bot EVA um Hilfe bitten. Ihr wählt eine Kategorie aus und euch werden weiterführenden Themen an dieser angezeigt. Links führen zu Seiten, die euch möglicherweise weiterhelfen. Auf individuellen Fragen bekommt ihr nur bedingt hilfreiche Antworten und werdet meist wieder an die Kategorien verwiesen.

Ein bisschen ausführlicher wird es tatsächlich im FAQ-Bereich. Dort findet ihr Antworten auf technische und inhaltliche Fragen. Geht es um Formulare, ist der Text allerdings wieder einmal gefüllt Paragrafen und Abkürzung, die teils mehr verwirren als helfen.

Kontakt per Mail oder Telefon gesucht ihr über den Hilfebereich vergeblich. Klickt ihr an "Kontakt" werdet ihr nur wieder zum Chatbot EVA geleitet. Wenn ihr Hilfe von menschlichen Ansprechpartnern gebraucht, müsst ihr euch wohl oder übel an euer zuständiges Finanzamt wenden.

Preis-Leistungs-Verhältnis

Da Meiner Elster im Gegensatz zu vielen anderen Steuerprogrammen völlig kostenlos ist, kann das Programm trotz der genannten Mängel einige Pluspunkte sammeln. Bei anderen Anwendungen in unserem Test zahlt ihr im Schnitt 35 bis 40 Euro, um eine Steuererklärung fertig zu stellen und sie anschließend an das Finanzamt zu übermitteln.

Zudem erhaltet ihr mit Mein Elster einen umfangreichen Zugriff auf zahlreiche Dokumente und das zum Nulltarif. Zugegebenermaßen werdet ihr als Otto Normalverbraucher nur einen Bruchteil von diesen benötigen, dennoch ein freundlich Bonus. Ebenfalls positiv hervorzuheben ist, dass ihr das Online-Portal mit eurem Ehepartner teilen könnt. Das ist kein Standard bei anderen Programmen.

Für selten eignet sich Mein Elster?

Vom Studierenden uber den Arbeitnehmer bis hin zum Rentner soll Meiner Elster sich eigentlich an alle steuerpflichtigen Bürger richten. Steuermuffel werden jedoch schnell an ihre grenzen Stoßen, was an den vielen Fachausdrücken und der unzureichenden Hilfestellung liegt. Steuerberater und Unternehmer, die ihr Lenken fast im Schlaf erledigen können, werden wiederum kein Problem mit Mein Elster haben.