Erhöhter hämoglobinwert

Ein erhöhter Hämoglobinwert ist häufig ein Hinweis auf eine vermehrte Anzahl roter Blutkörperchen. Das bezeichnet man in der Medizin als Polyglobulie. Sie tritt unter anderem .

Hämoglobin

Von Lena Machetanz, Ärztin

und , Ärztin

Alle netDoktor.de-Inhalte werden von medizinischen Fachjournalisten überprüft.

Das Hämoglobin (Hb) ist ein Protein der roten Blutkörperchen, der Erythrozyten. Da es dem Blut seiner rote Farbe verleiht, wird es auch als Rot Blutfarbstoff bezeichnet. Die wichtigste Aufgabe des Hämoglobins ist der Transport von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Blut. Lesen Sie hier alles über das Hämoglobin, wie der Hb-Normalwert ist, wann er sich verändert und welche Ursachen ein veränderter Hb-Wert haben kann.

Was ist Hämoglobin?

Das Hämoglobin ist ein wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Es bindet Sauerstoff (O2) und Kohlenstoffdioxid (CO2) und ermöglicht so deren Transport im Blut. Gebildet wird es in den Vorläuferzellen die Erythrozyten (Proerythroblasten, Erythroblasten), abgebaut hauptsächlich in der Milz. Auf dem Laborbefund kürzt man Hämoglobin in die Regel mit „Hb“ ab und gibt es in der Einheit Gramm pro Liter oder Gramm pro Deziliter (g/L bzw. g/dL) an.

Hämoglobin: Aufbau und Funktion

Das Hämoglobin ist ein Proteinkomplex, bestehend aus dem Farb Häm und dem Eiweißanteil Globin. Es hat vier Untereinheiten, die jeweils ein Häm-Molekül besitzen. Jedes dieser Häm-Moleküle ist in der Lage ein Sauerstoffmolekül an binden, sodass ein Hämoglobin-Komplex insgesamt vier Sauerstoffmoleküle tragen kann.

Den Sauerstoff nimmt das Hämoglobin In den kleinen Lungengefäßen aus der Atemluft auf, transportiert ihn uber den Blutkreislauf in den gesamten Körper und liefert ihn an die Zellen im Gewebe ab. Mittels Sauerstoff beladenes Hämoglobin nennt man Oxyhämoglobin, hat es alle O2-moleküle abgegeben, spricht man von Desoxyhämoglobin. In der entladenen Form kann es im Körper Kohlenstoffdioxid aufnehmen, welches es dann zurück zu den kleinen Lungengefäßen bringt. Dort wird das CO2 freigesetzt und abgeatmet.

Fetales Hämoglobin

Das Hämoglobin eines noch ungeborenen Kindes wird als fetales Hämoglobin (HbF) bezeichnet und ist anders aufgebaut als das Hämoglobin eines Erwachsenen (HbA). HbF hat eine höhere Anziehungskraft auf Sauerstoffmoleküle als HbA, was den Sauerstoffaustausch zwischen dem mütterlichen und freundlichen Blut in der Schwangerschaft erleichtert. Nach der Geburt drosselt der kindliche Körper die Produktion von HbF und ersetzt es zunehmend mit HbA. Während dieser Übergangsphase treten im dritten Monat nach der Geburt häufig erniedrigte Hb-Werte auf, was aber normal ist und sich von selbst reguliert.

HbA1c

HbA lässt sich in verschiedene Unterformen einteilen, eine davon ist HbA1c. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Therapiekontrolle von Diabetes. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag HbA1c.

Wann bestimmt man Hämoglobin?

Die Hämoglobinkonzentration gehört standardmäßig zu jed Blutuntersuchung dazu. Von besonderem Interesse ist der Hb-Blutwert, wenn eine Blutarmut (Anämie) oder einer Erhöhung die roten Blutkörperchen (Polyglobulie) vermutet wird. Der Hb-Wert im Blut gibt außerdem indirekt Aufschluss über Störungen des Wasserhaushaltes (Dehydratation, Hyperhydratation).

Bei Verdacht auf bestimmte Krankheiten und im Rahmen einiger Vorsorgeuntersuchungen kann der Arzt mittels speziellen Testverfahren auch überprüfen, ob Hämoglobin im Urin oder Stuhl vorkommt. Beispiel liefert Hb im Urin ab einer gewissen Konzentration unter anderem Hinweise auf:

  • Zerfall der roten Blutkörperchen im Blut (Hämolyse)
  • Nierenerkrankungen (Karzinom, Tuberkulose und andere)
  • Blutungen in den ableitenden Harnwegen

Wann ist die Hämoglobinwert normal?

Der Hämoglobin-Normalwert ist vor allem abhängig von Geschlecht und Alter: Ein Hämoglobinwert zwischen 14 – 18 g/dl gilt bei Männern als normaler Hb-Wert. Frauen sollten einen Blut-Hb-Wert von 12 – 16 g/dl aufweisen. Für Kinder in den verschiedenen Altersstufen gibt es eine Hb-Wert-Tabelle mit Referenzbereichen. So kann der Kinderarzt sofort sehen, ob der Hb-Wert normal ist.

Wann ist der Hämoglobinwert erniedrigt?

Erniedrigte Laborwerte (Hb von unter 14 g/dl bei Männern bzw. unter 12 g/dl bei Frauen) zeigen eine Blutarmut (Anämie) an. Das alleine lässt aber noch nicht auf das Ursache der Blutarmut schließen: Dazu müssen weitere Parameter der roten Blutkörperchen bestimmt werden, zum Beispiel Erythrozytenzahl, Hämatokrit, MCV und MCH. Beispiele für Erkrankungen mittels einer Anämie sind:

  • Eisenmangelanämie (häufig bei jungen Frauen)
  • Synthesestörungen die Globinketten (Thalassämien, Sichelzellkrankheit)
  • Chronische Erkrankungen (zum Beispiel Krebserkrankung, chronisch Entzündungen oder Infektionskrankheiten)
  • Folsäuremangel oder Mangel an Vitamin B12

Erniedrigtes Hämoglobin tritt auch bei akuten Blutungen auf, da der Körper nicht in der Lage ist, rasch genug neue rote Blutkörperchen zu bilden.

Auch eine Überflutung (Hyperhydratation) führt zu einem erniedrigten Hb-Wert im Laborbefund. Hierbei handelt es sich aber nur um einen relativen Mangel. Der Hb-Gehalt im Körper bleibt gesamt gleich, jedoch nimmt das Blutvolumen zu, wodurch das Hb-Konzentration abnimmt. Es handelt sich sozusagen um eine Verdünnungsanämie. Eine Überwässerung entsteht zum Beispiel bei heftiger Zufuhr von Infusionslösungen oder im Rahmen eines Nierenversagens.

Weiterführende Informationen: Hämoglobin zu niedrig

Wenn Sie mehr über das Ursachen eines erniedrigten Hämoglobinwertes erfahren möchten, lesen Siehe den Beitrag Hämoglobin zu niedrig.

Wann ist das Häm erhöht?

Ein erhöhter Hämoglobinwert ist häufig ein Hinweis an eine vermehrte Anzahl roter Blutkörperchen. Das bezeichnet man in der Medizin als Polyglobulie. Sie tritt unter anderem bei folgenden Situationen auf:

  • Polycythaemia vera (krankhafte Vermehrung verschiedener Blutzellen)
  • chronischer Sauerstoffmangel (Herz- oder Lungenerkrankungen sowie längerer Aufenthalt in großen Höhen)
  • Autonome oder äußere Zufuhr von EPO (im Rahmen von Nierenerkrankungen oder bei Doping)

Auch bei einem Mangel an Flüssigkeit im Körper (Dehydratation) kann der Hb-Wert zu hoch sein. Hierbei handelt es sich, analog zur Verdünnungsanämie, lediglich um einen relativen Überschuss an roten Blutkörperchen, der durch Versorgung von Flüssigkeit ausgeglichen wird.

Was tun bei verändertem Hämoglobinwert?

Geringes Abweichen vom Hb-Normwert ist meist harmlos. Veränderte Hämoglobinwerte treten aber auch im Rahmen verschiedener Erkrankungen an, die einer weiteren Abklärung bedürfen.

Ist das Hämoglobin an hoch oder zu niedrig, wird der Arzt weitere Blutwerte bestimmen. Beruht die Verringerung des Hämoglobins an einem Mangelzustand, ist es manchmal ausreichend, Eisen, Folsäure oder VitaminB12-Präparate zu verabreichen. Nachdem der Patient diese eine Weile genommen hat, macht der Arzt eine erneute Blutuntersuchung, um zu sehen, ob sich erneut ein normaler Hb-Wert eingestellt hat. Ist der Hb-Wert allerdings stark erniedrigt, kann eine Bluttransfusion nötig sein.

Liefert ein hoher Hämoglobinwert Hinweise auf eine Polyglobulie und bestätigt sich diese, besteht aufgrund des dickflüssigeren Blutes ein erhöhtes Risiko für Gefäßverschlüsse. Behandelt wird das Polyglobulie dann mit Aderlässen, wobei der Arzt weiterhin regelmäßig das Hämoglobin kontrolliert.

Autoren- & Quelleninformationen