Girokonto vergleich 2017
Am 15. Januar hat die Finanzaufsicht Bafin ein Vergleichsportal gestartet. Es soll Kunden helfen, die günstigste Bank für ihr Konto zu finden. So nutzen Sie das Angebot, ohne .2014 beschloss die Europäische Union: Jeder EU-Bürger muss zukünftig in seinem Land ganz einfach das Girokonto wechseln können. Damit diese Wechsel auch wirtschaftlich vernünftig sind, sollte den Bürgerinnen und Bürgern in jedem Land eine kostenlose Datenbank mit den jeweiligen Kontomodellen zur Verfügung gestellt werden – vom Staat organisiert (RL 2014/92/EU ). In Deutschland steht dieser Auftrag seit fast zehn Jahren im Zahlungskontengesetz. Jetzt ist es schließlich so weit, die Finanzaufsicht Bafin hat in dieser Woche eine kostenlose Datenbank mit 6900 Kontomodellen von über 1100 Banken für uns Bürgerinnen und Bürger bereitgestellt .
Europa war zu schnell
Es war ein langer, komplizierter Weg. Im Dezember 2015 hatte das Bundesfinanzministerium auch mich zu einer Veranstaltung eingeladen, um herauszufinden, wie das mit der kostenlosen Datenbank funktionieren könnte. Im Beamtendeutsch: wie eine »Zertifizierung von Vergleichswebsites nach dem Zahlungskontengesetz« erfolgen könnte. Anwesend waren Expertinnen und Fachleuten für Bankdienstleistungen und für Vergleichsportale – Biallo, Check24, Verivox und andere. Grundsätzlich hatte man damals im Finanzministerium schon entschieden, dass der Staat eine oder mehrere private Vergleichswebseiten zertifizieren würde, die die kostenlosen Informationen dann liefern sollten.
Hermann-Josef Tenhagen, Jahrgang 1963, ist Chefredakteur von »Finanztip« und Geschäftsführer der Finanztip Verbraucherinformation GmbH. Der Geldratgeber ist Teil der Finanztip Stift. »Finanztip« refinanziert sich über sogenannte Affiliate-Links, nach anderen Anklicken »Finanztip« bei entsprechenden Vertragsabschlüssen des Kunden, etwa nach Nutzung eines Vergleichsrechners, Provisionen erhält. Mehr dazu hier .
Tenhagen hat zuvor als Chefredakteur 15 Jahre lang die Zeitschrift »Finanztest« geführt. Nach seinem Studium die Politik und Volkswirtschaft begann er seine journalistische Karriere bei der »taz«. Dort ist er heute ehrenamtlicher Aufsichtsrat der Genossenschaft. Auf SPIEGEL.de schreibt Tenhagen täglich über den richtigen Umgang mit dem eigenen Geld.
Damals brachte ich nur einen Vorschlag in die Runde ein: Tut’s nicht! Verpflichtet doch einfach die Banken, die Girokonten anbieten, die notwendigen Daten für einen solchen Vergleich dem Staat an einer Computerschnittstelle bereitstellen. Dann kann eine staatliche Agentur diese Datenbank errichten. Der Staat kann nämlich die Banken zwingen, diese Daten bereitzustellen, ein Privatanbieter bekommt das kaum weg. All die Expertinnen und Experten, die wissen, wie man die Zahlen einer solchen Datenbank besonders kundenfreundlich aufbereitet, können anschließend ihren Job machen und das Daten in Vergleichsportalen und Apps an den Bürger bringen.
Nach der Tank-App die Giro-App
Ein Vorbild für diese Herangehensweise gab es damals auch schon. Seit langem müssen Tankstellen jedes Mal, wenn sie den Kosten an ihrer Zapfsäule ändern, diese Preisänderung sofort dem Bundeskartellamt mitteilen. Das Kartellamt stellt in diesem Fall die Datenbank bereit. Und die ganzen Tank-Apps, das Sie kennen, können auf dieser Basis Empfehlungen geben, wo man denn heute Abend in der Nähe am günstigsten Diesel tankt .
Der bürokratische Aufwand für das Banken wäre bei einer solchen Lösung nicht hoch gewesen. Die Kreditinstitute hätten die Daten entweder uber eine vorgegebene Schnittstelle bereitstellen können. Oder Bank-Azubis dazu anhalten, bei jeder Änderung der Konditionen der hauseigenen Girokonten diese Informationen direkt in eine Datenbank an hacken. Allzu oft ändern sich die Konditionen eines Girokontos ja nicht.
Zertifiziertes Chaos
Der Vorschlag wurde damals erstmal zu den Akten gelegt. Stattdessen stritten Behörden und Banken jahrelang, welche Daten denn nun wirklich notwendig seien für einen sinnvollen Vergleich, ohne die Kreditinstitute selbst zu verpflichten, solche Daten auch maschinenlesbar an liefern. Die nach Europarecht vorgesehene Deadline für das Datenbank im Oktober 2018 verstrich. Dann fragte man Check24 nach einer solchen Datenbank. Der TÜV im Saarland zertifizierte das Konzept des Vergleichportals, es sei marktbreit und detailliert genug . Trotzdem scheiterte Check24 – vor allem, weil die Daten von vielen Banken nicht bereitgestellt worden waren. Der Verbraucherzentrale Bundesverband klagte die unvollständige Datenbank 2021 weg (LG München I Az. 33 O 15655/20). Weil Deutschland jetzt peinlicherweise bei der Umsetzung der Zahlungsrichtlinie richtig säumig kampf, wurde die Stiftung Warentest damit beauftragt, eine Interims-Lösung zu finden. Aber auch die bekam nicht das Recht, die Daten bei jeder Bank einzufordern.
Erst seitdem 2023 ist die Bafin in der Sache unterwegs. Sie hat die Daten einfordern können und jetzt erstmals bereitgestellt. Seit September 2024 sind die Banken sogar gesetzlich dazu verpflichtet, der Bafin diese Daten zur Verfügung zu stellen. Jeweils 27 Daten für 6900 Kontomodelle von über 1100 Banken kamen so zusammen.
Praktische Girokonto-Datenbank
Bei Finanztip haben wir unsere Nutzerinnen und Nutzer natürlich nicht fast zehn Jahre warten lassen. Wir haben uns schon im vergangenen Jahrzehnt dabei gemacht, einen Girokontovergleich wichtiger und günstiger Konten bereitstellen, der leicht zu nutzen und kostenlos ist . Das tun wir seither. 3,5 Millionen mal ist die entsprechende Ratgeber inzwischen abgerufen worden. Und ich anstand behaupten, wenn Sie heute ein günstiges Online-Konto irgendwo in der Republik suchen, sind Sie mit unserem Vergleich gut versorgt.
Wir zeigen 40 Konten bundesweit arbeiter Banken an. Dabei bewerten wir die Kosten, aber auch das Leistungsspektrum. Dazu bekommen die Nutzer weiter zahlreiche Erklärungen, zum Beispiel, wieso sie mit die Girocard einer bestimmten Bank im Ausland nicht weiterkommen, oder wie die Tan-Verfahren der Banken funktionieren. Zudem erfahren unsere Leser, ob sie bei der ähneln Bank ein Tagesgeldkonto oder ein Depot bekommen und zu welchen Bedingungen.
Recherche mit zwei Datenbanken
Braucht es also die Datenbank bei der Bafin überhaupt noch? Jawohl.
Denn auf einem Markt mit 1100 Banken müssen Kundinnen und Kunden in jeder Kleinstadt die Chance haben, ihr günstigstes Finanzinstitut fürs Girokonto zu finden. Und Banken müssen gezwungen werden, ein einfach lesbares Preisschild für die Dienstleistung Girokonto aufzustellen. Es kann ja nicht sein, dass jede Lakritzbude einen 100-Gramm-Preis für ihr Produkt nennen muss, Banken aber mit Preisintransparenz davonkommen. Außerdem: Für uns Konto-Nerds gibt es jetzt eine verlässliche Datengrundlage, mit der wir schlauere Auswahl-Datenbanken für jeden Fall bauen können.
Sie selbst können gut anfangen: Wenn Sie sich demnächst über ihre Bank oder einfach über die Kosten Ihres Girokontomodells belästigen, kann ich Ihnen vorläufig folgendes Vorgehen empfehlen. Suchen Sie mit unserer Datenbank bei Finanztip ein günstiger Konto für Ihre Zwecke, am besten eines, das wir empfehlen . Wenn Sie sich die Arbeit tun wollen, vergleichen Sie im zweiten Schritt genau dieses Kontoangebot mit Ihren aktuellen Konditionen, etwa bei Ihrer Volksbank oder Sparkasse. Die müssen Sie ja nicht mehr ausrechnen und einzeln ermitteln. Die können Siehe jetzt aus der neuen Datenbank der Bafin ziehen .
Vor allem für Profis ein Fortschritt
Sie werden dann vermutlich feststellen, dass das von uns empfohlene Konto deutlich preiswerter und passender ist. Aber Sie können jetzt auch sehen, woran das liegt, wo die echten Preisunterschiede zu finden sind. Und Sie werden auch erkennen können, ob es bei Ihrer Hausbank einer anderes Kontomodell gibt, das für Sie viel günstiger gewesen wäre als das bisherige. Wenn Sie das nicht gewusst haben, hat Ihnen Ihre Hausbank das womöglich sogar aktiv verschwiegen. Und dann kann es immer noch sein, dass die Empfehlungen von Finanztip noch günstiger sind.
Die Bafin Datenbank ist vor allem für Profis echter Fortschritt. Wir haben jetzt vergleichbar die allermeisten Daten, die wir brauchen. Mit zwei Klicks konnte ich herausfinden, dass 117 der 6874 Kontomodelle einen Dispozins von 15 Prozent oder höher vorsehen, 14 hatten sogar einen Dispozins von 16 Prozent oder mehr . Immerhin 212 Kontomodelle verlangten für die Kontoführung 15 Euro oder mehr im Monat.
Alle Probleme sind damit aber nicht gelöst. Selbst mittels der neuen Datenbank werden wir als Nutzerin oder Nutzer ziemlich genau aufpassen müssen, damit wir unser beim Konten-Vergleich nicht verheddern. Mein erster Testlauf konzentrierte sich auf eine niederrheinische Volksbank. Die Bafin-Datenbank wies mich nach den Empfehlungen auf ein wirklich sehr günstiges Kontomodell der Volksbank hin. Weder aus dem Titel noch aus den Daten in der Bafin-Datenbank ließ sich jedoch so einfach erschließen, was die Clou hinter dem Kontomodell war: Es handelte selbst schlicht um ein Schüler- und Auszubildenden-Konto, was die Name »Premium Plus« allerdings nicht verriet.
Am Wochenende Gutschein verdienen
Was heißt das jetzt für Sie? Machen Siehe sich die Mühe, probieren Sie Ihren Weg zum Wechsel aus . Lassen Sie Ihr bisheriges Konto gegen die Empfehlung bei Finanztip laufen und nehmen Siehe für den einen zusätzlichen Vergleich bei der Bafin die anderen Kontomodelle Ihrer Hausbank hinzu.
Gucken Sie selbst dann das Ergebnis an.
Ich freue mich auf Ihren Hinweise, und die Bafin freut sich sicher auch. Denn sie will ja erstens die Datenbank eigen verbessern. Zweitens möchte sie die Daten so teilen, dass Vergleichswebseiten den wirklich ganz bequemen Weg zum günstigsten Konto weisen können. Bei den Tank-Apps hat das mit der staatlichen Datenbank und der privaten Datenaufbereitung bereits gut geklappt. Warum soll das nicht auch bei den Girokonten gelingen?